Studienwahlentscheidungen unterstützen – OSA 3.0 fördert die gezielte Auseinandersetzung mit ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen
„Mechatronik, Elektrotechnik oder doch eher Maschinenwesen – was soll ich studieren?“ Die Suche nach Orientierung in der Vielfalt der insgesamt 15 verschiedenen ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge an der TU Dresden stellt Studieninteressierte vor eine große Auswahl an Möglichkeiten. Bei der richtigen Entscheidung spielen viele Kriterien eine Rolle. Das Projekt „Online-Self-Assessments für Studieninteressierte der Ingenieurwissenschaften (OSA 3.0)“ unterstützt diesen Entscheidungsprozess auf systematische Weise.
Vor dem Hintergrund der sächsischen Fach- und Führungskräftesicherung des Freistaates Sachsens hat sich die TU im Studienerfolgskonzept zum Ziel gesetzt, sowohl Studienwahlentscheidungen zu unterstützen als auch den Studienerfolg zu fördern. In einem interdisziplinären Projektteam der TUD werden dazu webbasierte Studienorientierungstests, sogenannte Online-Self-Assessments (OSAs), entwickelt. Im Pilotprojekt OSA 3.0, welches bereits erfolgreich in der dritten Projektlaufzeit weiter fortgesetzt wird, entsteht ein Angebot zur Studienorientierung. Hier wird Studieninteressierte und Studienanfänger:innen eine frühe Auseinandersetzung mit den persönlichen Kompetenzen, Interessen und Erwartungen ermöglicht. Diese werden anhand der Selbsteinschätzungstests mit den Anforderungen und tatsächlichen Inhalten des angestrebten Studiengangs verglichen, aus denen eine unmittelbare Rückmeldung abgeleitet wird. Anhand zwei verschiedener Selbsttest-Bausteine, einem psychologischen Testteil und einem fachspezifischen Aufgabenteil können sich Interessierte intensiv sowohl mit den Rahmenbedingungen eines ingenieurwissenschaftlichen Studiums an der TUD auseinandersetzen, als auch ihre Eignung für bestimmte Studiengänge überprüfen. Die Testergebnisse können für eine individuelle Studienberatung genutzt werden. Die Selbsttests sind kostenlos und über das Internet jederzeit frei zugänglich. Einzige Voraussetzung für die Teilnahme an den OSAs ist eine Registrierung auf der Lernplattform OPAL, in der die OSAs zur Verfügung gestellt werden.
Willkommens-Screen des OSA Elektrotechnik
In der Entstehungsphase der drei Pilot-OSAs – Elektrotechnik, Mechatronik und Maschinenwesen – ist unser Team am Medienzentrum für die Entwicklung des mediendidaktischen Gesamtkonzepts verantwortlich. Dazu zählen mediendidaktische Empfehlungen bei der Erstellung der Fachaufgaben, genauso wie die Entwicklung eines gestalterischen Styleguides, um die einzelnen Fachrichtungen visuell miteinander zu verknüpfen. Des Weiteren beraten wir die jeweiligen Ersteller:innen der Fachinhalte zu den technischen Realisierungsmöglichkeiten innerhalb des Testtools ONYX, überprüfen die Funktionsfähigkeit und stellen die technische Umsetzung sicher.
Der gesamte Entwicklungsprozess wird von Seiten des interdisziplinären Projektteams in einem Leitfaden festgehalten, der als Richtlinie für die Entwicklung zukünftiger OSAs dienen soll. Dabei geben wir Strukturvorschläge, koordinieren den Schreibprozess und führen letztendlich die einzelnen Schriftstücke zu einem Handbuch zusammen.
Derzeit arbeiten wir an der Optimierung der Usability (Nutzungsfreundlichkeit) der Online-Self-Assessments. Das Ziel ist es, sicherzustellen, dass die Bedienung der Selbsttests für die Zielgruppe intuitiv und lernförderlich ist. Die Nutzungsführung, genauso wie die technischen Rahmenbedingungen des Tests sollen eine einwandfreie und den Aufgaben angemessene Auseinandersetzung mit den Inhalten ermöglichen. Nicht zuletzt sollen die OSAs Studieninteressierte abholen und sie visuell ansprechen, im besten Fall also insgesamt ein angenehmes Nutzungserlebnis bieten. Gegenwärtig sind einige Punkte bereits erfüllt, andere lassen sich in OPAL bzw. ONYX, entsprechend der technischen Rahmenbedingungen des Tools nur mit Einschränkungen umsetzen. So gestaltet sich die Optimierungsphase als ein Austaxieren zwischen den technischen Beschränkungen auf der einen Seite und der Verständlichkeit auf der anderen Seite.
Inwiefern die Optimierung geglückt ist, lässt sich am besten mit Hilfe der Rückmeldung der Zielgruppe überprüfen. Der Prozess zur Gestaltung gebrauchstauglicher interaktiver Systeme[1] sieht für den gesamten Gestaltungsprozess einen iterativen Prozess vor, der Nutzende in verschiedenen Entwicklungsschritten wiederholend einbindet, genauso wie in einem der letzten Schritte. Das Produkt wird dann an Hand von Nutzerfeedbacks evaluiert.
Für diese Feedback-Prozessphase haben wir zwei unterschiedliche Usability-Tests konzipiert: einen asynchronen und einen synchronen Test. Asynchron bedeutet in diesem Fall, dass Interessierte das Online-Self-Assessment selbständig durchführen. Sie werden anschließend gebeten, ein Online-Evalutations-Fragebogen zur Usability auszufüllen.
Bei dem synchronen Test begleiten wir Schüler:innen virtuell während einer Live-Durchführung eines OSAs. Mit Hilfe der Bildschirm- und Tonübertragung können wir sowohl die Bearbeitungsschritte und Mauszeigerbewegungen mitverfolgen, als auch die Gedanken und Impulse ‘hören’, welche sie während der Bearbeitung laut äußern sollen. Diese Methode wird als ‚Thinking aloud‘ bezeichnet und bietet den wertvollen Vorteil, dass wir die unmittelbaren kognitiven Prozesse, ausgelösten Emotionen und Erwartungen, genauso wie die Absichten der Nutzenden während der Bearbeitung direkt erfahren können. Diese Methode ermöglicht uns ungefilterte Eindrücke zu erhalten, bei denen der Verzerrungseffekt der sozialen Erwünschtheit im Antwortverhalten reduziert wird[2].
Für die synchronen Usability-Tests sucht unser Projektteam interessierte Schüler:innen der 11. bis 13. Klassen, die das Online-Self-Assessment gern ‚auf Herz und Nieren‘ prüfen wollen. Interesse an MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) sind von Vorteil, aber keine zwingende Voraussetzung zur Teilnahme. Ein Laptop, Tablet oder PC sollte vorhanden sein und ein Headset mit funktionstüchtigem Mikrofon, außerdem ein Zeitfenster von 60-90 Minuten. Die Usability-Tests sind für den Zeitraum von Mitte September bis Ende Oktober geplant. Als Dankeschön erhalten die ersten 10 Teilnehmenden einen Geschenk-Gutschein im Wert von 10 Euro.
Interessierte können sich gerne bei der Projektmitarbeiterin Theresia Zimmermann (theresia.zimmermann@tu-dresden.de) melden.
Weiterführende Informationen zum Ablauf, sowie den technischen Voraussetzungen des Usability-Tests finden sich unter https://tu-dresden.de/mz/projekte/projekoverview/osa.
[1] DIN EN ISO 9241-210: Ergonomie der Mensch-System-Interaktion – Teil 210: Menschzentrierte Gestaltung interaktiver Systeme
[2] Baur N.; Blasius J.; Wiesbaden (2014): Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung
Autorinnen: Regine Thiering, Theresia Zimmermann