Digitalisierung der Bildung – seit über 15 Jahren Forschungsthema des Medienzentrums. Was können wir jetzt davon nutzen?

Das Medienzentrum der TU Dresden forscht seit über 15 Jahren in drittmittelfinanzierten Forschungs- und Entwicklungsprojekten zu Themen des digital gestützten Lehrens, Lernens und Forschens in nahezu allen Bildungssektoren. Die aktuelle Situation zeigt, wie wichtig und gefragt digitale Bildungsinfrastrukturen und schnell umsetzbare didaktische Konzepte sind. Beide Themen sind zentraler Gegenstand in unseren Forschungsprojekten. Daher möchten wir mit diesem Beitrag eine Reihe beginnen, in der wir aufzeigen, wie unsere Projekterfahrungen und Forschungsergebnisse nicht nur in Zeiten von „Lernen daheim“ und „Digitalem Semesterstart“ unser aller Lern-, Arbeits- und Beteiligungsprozesse unterstützen können und wie andere Akteure unsere Projektergebnisse nachnutzen können.

In unseren Forschungsarbeiten haben wir uns häufig gefragt, wie die Adoption digitaler Medien in Lehr- und Lernkontexten gelingen und mit welchen Maßnahmen sie unterstützt werden kann (erst im Herbst 2019 haben wir für diese Frage einen eigenen Projektbereich in ResearchGate angelegt: https://www.researchgate.net/project/Technology-Acceptance-and-Digital-Transformation). Dass jedoch einmal eine solche Krise wie die aktuelle Corona-Pandemie diese Entwicklung ad hoc verändern wird, hätten wir uns nicht vorstellen können! Dennoch haben wir in vielen Projekten Lehrkräfte und deren Institutionen (nicht nur in der Bildung) adressiert und hier entsprechende Unterstützungsangebote entwickelt, die nun als Informationsquellen genutzt werden können.

So konnten wir beispielsweise Hochschullehrende in mehreren Befragungen nach ihrer Motivation und den Hindernissen zum bzw. beim Einsatz digitaler Medien fragen. Die befragten Lehrenden gaben häufig dann eine hohe Nutzung von digital gestützten Lehrszenarien an, wenn sie von deren Mehrwert und Passung zum eigenen Fachbereich überzeugt waren. Hindernisse sahen sie vor allem im hohen Einarbeitungsaufwand und der zu geringen zur Verfügung stehenden Zeit (vgl. u. a. Christ et al. 2011, Fischer 2011, Riedel, Albrecht & Schlenker 2014 oder Riedel & Börner 2016). Abgeleitet von diesen Forschungsergebnissen haben wir niedrigschwellige Angebote und Materialien entwickelt, um die Hochschullehrenden vom Mehrwert der digital gestützten Lehre zu überzeugen. All diese Materialien sind als Open Access Publikation bzw. als Open Educational Ressource nachnutzbar – und sind daher auch in der aktuellen Situation ein hilfreiches Angebot für Lehrkräfte:

Darüber hinaus bieten wir mit dem E-Scout-Programm (https://tu-dresden.de/mz/forschung/projekte/studienerfolgskonzept/sfg) weiterhin ein Unterstützungsangebot für Lehrende an, die in der Entwicklung ihrer digitalen Lehrmaterialien von einer durch uns geschulten und betreuten studentischen Hilfskraft unterstützt werden.

Zudem haben sich die Wissenschaftler*innen und Entwickler*innen am Medienzentrum mit spezifischen didaktischen Ansätzen beschäftigt, bei denen das Lernen mit und ohne digitale Medien wirkungsvoll erfolgen kann. So war in den vergangenen Jahren das selbstgesteuerte Lernen für uns ein wichtiger Forschungsschwerpunkt. Eine Lernform, die für das aktuell praktizierte „Lernen daheim“ viele Potenziale bietet, wenn sie didaktisch entsprechend unterstützt wird. Dabei haben wir nicht nur versucht, die eher unübersichtliche Theorielage rund um diesen Begriff zu systematisieren und aufzuarbeiten, sondern auch praktische Handlungsempfehlungen und Unterstützungsangebote für Weiterbildungsinstitutionen entwickelt, die weiterhin frei verfügbar und zugänglich sind:

Natürlich ist es nicht so leicht, didaktische Konzepte ad hoc umzustellen und in einer zufriedenstellenden Qualität einer großen Anzahl von Lernenden anzubieten. Mehr Zeit für die Vorbereitung ihrer Lehrangebote haben Lehrende in der aktuellen Situation nicht, vielmehr haben sie nun einen externen Zwang. Aus unserer Perspektive bleibt es zu hoffen, dass die Lehrenden trotz der Umstände auch Vorteile in den veränderten Lehrkonzepten erkennen und einige Elemente beibehalten, auch wenn die Möglichkeiten der Präsenzlehre wieder zur Verfügung stehen. Wir werden in unseren Projekten weiterhin an der Weiterentwicklung der Möglichkeiten zur digital gestützten Lehre und Forschung forschen und freuen uns auf motivierte und interessierte Nutzerinnen und Nutzer, die den manchmal auch experimentellen Weg mit uns gemeinsam gehen und als sogenannte Early Adopter die Entwicklung mit uns vorantreiben.

PS: Eine Liste aller Forschungs- und Entwicklungsprojekte am Medienzentrum der TU Dresden finden Sie unter https://tu-dresden.de/mz/forschung

Quellen:

Christ, Claudia, et al. 2011. KEEBguide. Ein Leitfaden für Weiterbildungsanbieter. http://Bildungsportal.Sachsen.de. [Online] Dezember 2011. https://bildungsportal.sachsen.de/e135/e3794/e4428/tud_koehler_2011_ger.pdf.

Fischer, Helge. 2011. Know Your Types. Konstruktion eines Bezugsrahmens zur Analyse der Adoption von E-Learning-Innovationen in der Hochschullehre. bora.uib.no. [Online] 2011. https://bora.uib.no/bitstream/handle/1956/5849/H_Fischer_PhDthesis.pdf?sequence=1.

Riedel, J., Albrecht, C., Schlenker, L. (2014): Die Didaktik zählt. Kompetenzvermittlung zur Lösung didaktischer Herausforderungen. In: Olaf Zawacki-Richter, David Kergel, Norbert Kleinefeld, Petra Muckel, Joachim Stöter, Katrin Brinkmann (Hrsg.): Teaching Trends 2014. Offen für neue Wege: Digitale Medien in der Hochschule, Waxmann: München, New York, S. 233-248.

Riedel, J. & Börner, C. (2016): Wir tun es, weil es gut ist! Wie Lehrende die Erfolgsfaktoren für den Einsatz digitaler Medien in der Hochschullehre einschätzen. In: Bott, O.; Lutsch, A. (Hrsg.): Teaching Trends 2016. Waxmann: München, New York, S. 209-220.

jriedel

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